Brustkrebs kann jede Frau treffen
In Europa ist Brustkrebs die häufigste bösartige Erkrankung der Frau. Statistsch gesehen erkrankt jede achte Frau in der Bundesrepublik im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Waren in der Vergangenheit meist ältere Frauen (etwa vom 50. Lebensjahr an) betroffen, so trifft die Diagnose seit einigen Jahren häufiger auch jüngere. Auch Frauen ohne familiäres oder hormonellesRisiko sind von Brustkrebs betroffen.
Wenn ein Knoten in der Brust ertastet wird, hat der Brustkrebs oft schon eine lange, unentdeckte Vorgeschichte. Die Tastuntersuchung der Brust, so gut und wichtig sie ist, reicht deshalb zur Früherkennung des Brustkrebses nicht aus. Zumal sich mit ihr die ruhenden Vorstufen des Krebses (sogenanntes in-situ-Stadium) nicht ermitteln lassen.
Effiziente Früherkennung
Da die Überlebens- und Heilungschancen für die betroffene Frau um so besser sind, je früher der Krebs erkannt wird, ist es wichtig, den Brustkrebs schon in einem Stadium zu entdecken, bevor er sich durch einen Knoten oder Hautveränderungen bemerkbar macht. Dies ist nur durch bildgebende Verfahren möglich:
- die Ultraschalluntersuchung der Brust (Mamma-Sonografie), durch die sich Zysten und feine Gewebeveränderungen feststellen lassen
- die Mammografie zur Früherkennung von Mikroverkalkungen, v.a. bei Vorstufen von Brustkrebs
Beide Untersuchungen ergänzen sich, denn die Brust der Frau enthält in einem individuellen Verteilungsmuster unterschiedlich viel Fett-, Drüsen und Bindegewebe.Bei der Ultraschalluntersuchung wird die Brust mit einem speziellen, hochauflösenden Schallkopf abgefahren. Ergänzend dazu sollte im Rahmen der Brustkrebsvorsorge auch in regelmäßigen Abständen eine Mammographie durchgeführt werden. Ein Brustkrebs, der sich oft hinter kleinsten Verkalkungen versteckt (In-situ-Karzinom),kann so entdeckt werden. Wird diese Brustkrebsvorstufe vollständig entfernt, liegt die Heilungsrate bei 100 Prozent.
Ein neueres Verfahren der digitalen Mammografie stellt die Tomosynthese dar. Hierbei bewegt sich die Röntgenröhre in einem Bogen über die Brust hinweg. Aus verschiedenen Winkeln werden in geringer Dosis Aufnahmen von der Brust gemacht. Dadurch können Strukturen als Serie von lückenlosen Schichten in der Größe von einem Millimeter durch die gesamte Brust klar herausgearbeitet werden.
Bei schwer zu beurteilenden Fällen stehen weitere Untersuchungsmethoden wie die Magnetresonanztomographie (MRT) zur Verfügung. Diese wird im Rahmen der Früherkennnung in Deutschland derzeit nicht als alleinige Methode empfohlen, sondern nur ergänzend bei speziellen Fragestellungen und routinemäßig in der intensivierten Früherkennung bei Frauen mit BRCA-Mutation eingesetzt. Verschiedene internationale Studien haben aber gezeigt, dass die MRT insbesondere bei Frauen mit dichtem Brustdrüsengewebe Brusttumoren verlässlich entdeckt. Bislang haben die Ergebnisse jedoch noch keine Berücksichtigung in den Früherkennungsrichtlinien gefunden.
Mammografie-Screening
Was ist das, wer kann teilnehmen?
Das seit 2008 in Deutschland flächendeckend eingeführte Mammografie-Screening richtet sich ausschließlich an Frauen vom 50. bis zum 75.Lebensjahr. Frauen dieser Altersgruppe werden im Abstand von zwei Jahren regelmäßig zu einer Röntgenuntersuchung der Brust eingeladen. Die Kosten für die Mammographie werden von gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Privatpatientinnen erhalten eine Privatrechnung nach GOÄ. Jüngere und ältere Frauen werden in diesem Früherkennungsprogramm nicht berücksichtigt.Die Richtlinien zur Krebsfrüherkennung sehen hier lediglich die Selbstuntersuchung der Brust und die Tastuntersuchung beim Frauenarzt vor. Erst bei einem auffälligen Tastbefund kommen bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Mammographie zur Befundabklärung zum Einsatz.
Experten sind sich weltweit einig, dass diese Reihenuntersuchung - ohne ärztliche Anamnese und Untersuchung - für eine wirksame Früherkennung nicht ausreicht, auch wenn die Röntgenaufnahmen von zwei verschiedenen Ärzten begutachtet werden. Zudem gibt es beim Screening keine ergänzende Ultraschalluntersuchung, und die Frauen werden nach der Untersuchung ohne ärztliche Beratung nach Hause entlassen. Sofern das Untersuchungsergebnis auffällig ist, erfolgt nach einigen Wochen eine
schriftiche Benachrichtigung mit Einladung zur Abklärungsuntersuchung. In diesem Fall werden weitere Röntgenaufnahmen der Brust, eine Ultraschalluntersuchung und ggf. auch eine Gewebeprobe aus der Brust vorgenommen.
Brustkrebsfrüherkennung
Ab wann, wie oft?
Im Rahmen der gesetzlichen Krebs-Früherkennungsprogramme ist für Frauen vom 31. bis zum 50. Lebensjahr nur die Tastuntersuchung der Brust vorgesehen. Und das, obwohl gerade bei jüngeren Frauen die Zahl der Brusterkrankungen und zwar insbesondere mit aggressiven Tumorarten seit Jahren steigt. Lediglich bei einem auffälligen Tastbefund kann zur weiteren Abklärung eine Ultraschalluntersuchung oder eine Mammographie zu Lasten der Krankenkassen durchgeführt werden. Die vergleichsweise kleine Gruppe von Frauen mit hohem Risiko für erblich bedingten Brustkrebs (BRCA1/2) erhält im Rahmen der intensivierten Früherkennung auch eine Ultraschalluntersuchung der Brust, eine Mammographie und eine Mamma-MRT.
Aus medizinischer Sicht empfehlen sich regelmäßige Untersuchungen zur Brustkrebsfrüherkennung aber für Frauen aller Altersgruppen. Diese sollte vom 30. Lebensjahr zusätzlich zum Abtasten der Brust eine Ultraschallun-tersuchung umfassen. Der Ultraschall der Brust sollte dabei einmal jährlich durchgeführt werden, möglichst in der ersten Zyklushälfte. Bei drüsendichtem Brustgewebe kann ergänzend auch eine Mamma-MRT sinnvoll sein, durch die sich Gewebeveränderungen aufspüren lassen, die im Ultraschallbild nicht sichtbar sind.
Die sogenannte erweiterte Brustkrebsfrüherkennung zählt derzeit nicht zum Leistungskatalog der Krankenkassen. Die zusätzlichen Untersuchungen werden daher von Frauenärzte und Radiologen als privatärztliche Wahlleisutngen angeboten.