Hormontherapie erhöht Brustkrebsrisiko

Nehmen Frauen nach den Wechseljahren Hormone ein, steigt das Risiko für eine Brustkrebserkrankung.Diesen Zusammenhang konnten jetzt Wissenschaftler vom Harbor-UCLA- Medical Center in Torrance, Kalifornien erneut bestätigen.

Die Studiengruppe um Prof. Rowan Chelebowski wertete dafür  einen Teil der  Daten der großen WHI (Women’s Health Initiative) Studie aus, die 2002 abgebrochen worden war. Der Grund: Bei Frauen, die sich einer Kombinationstherapie aus Östrogen/Gestagen unterzogen hatten war deutlich häufiger Brustkrebs aufgetreten als in der Placebo-Gruppe.

Die Wissenschaftler aus Kalifornien analysierten jetzt die Daten von 41.500 Frauen aus der WHI Beobachtungsstudie erneut. Alle Frauen hatten die Wechseljahre bereits hinter sich und in den Mammographieaufnahmen der letzten zwei Jahre hatte sich kein Verdacht auf Brustkrebs ergeben.  25.000 Frauen hatten keine Hormonersatztherapie erhalten, mehr als 16.100 hatten regelmäßig  Östrogene und Gestagene eingenommen.  Die Frauen, die eine Kombinationstherapie erhalten hatten, waren zu Beginn der WHI Studie bereits 5,3 Jahre mit Hormonen behandelt worden. Sechs Jahre später, also nach 11,3 Jahren, waren  2236 Frauen an Brustkrebs erkrankt. Das Auftreten der Krebserkrankung lag mit 0,6 Prozent wesentlich höher als bei den Frauen, die keine Hormone eingenommen hatten (Inzidenz: 0,42 Prozent). Dies entspricht nach Auskunft von Prof. Chelebwoski einer Erhöhung des statistischen Erkrankungsrisikos um 55 Prozent.

Der Brustkrebs, die bei den Frauen auftraten, die mit Hormonen behandelt wurden, war zumeist Hormonrezeptor-positiv. Das Auftreten von triple-negativen Tumoren – diese verfügen über keine Empfangsantennen für die Hormone Östrogen, Progesteron und das HER2-Neu Protein – war bei den hormonbehandelten Frauen deutlich geringer als bei denen, die keine Hormone eingenommen hatten.  Das höchste Risiko für eine Brustkrebserkrankung ließ sich bei den Frauen feststellen, die schon während der Wechseljahre mit Hormonen behandelt wurden. 

Die Forscher stellten zudem fest: Auch bei Frauen nach Abschluss der Wechseljahre hat der Zeitpunkt der Hormontherapie Einfluss auf das Brustkrebsrisiko. Bei Therapiebeginn innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Menopause, steigt die Erkrankungswahrscheinlichkeit um 45 Prozent.  Nehmen die Frauen erst fünf Jahre nach den Wechseljahren Hormone ein und ist die Therapie auf die Dauer von maximal fünf Jahren begrenzt, ist das Risiko an Brustkrebs zu erkranken nur noch um 19 Prozent erhöht.  Im Hinblick auf das Überleben nach der Brustkrebsdiagnose konnten die Forscher allerdings über einen Zeitraum von 10 Jahren keinen Unterschied zwischen Frauen mit und ohne Hormonbehandlung feststellen. (akk)

Literatur: Rowan T. Chlebowski, JoAnn E. Manson, Garnet L. Anderson, Jane A. Cauley, Aaron K. Aragaki, Marcia L. Stefanick, Dorothy S. Lane, Karen C. Johnson, Jean Wactawski-Wende, Chu Chen, Lihong Qi, Shagufta Yasmeen, Polly A. Newcomb and Ross L. Prentice: Estrogen Plus Progestin and Breast Cancer Incidence and Mortality in the Women’s Health Initiative Observational Study, JNCI 2013; online 29. März 2013