Nachsorge

Neubeginn nach der Behandlung

Nach Abschluss der Therapie beginnt die Nachsorge. Auch wenn die Zeit der Therapie – Operation, Strahlentherapie, Chemo - körperlich und seelisch sehr anstrengend ist, beruhigt viele Patientinnen das Gefühl: Es wird etwas gemacht, die Ärzte kümmern sich um mich. Nach der Ersttherapie ist plötzlich Schluss mit den vielen Arztterminen, der „normale Alltag“ beginnt wieder. Manche Frauen sind dann geradezu erleichtert, andere fallen in ein Loch, sehen sich mit Fragen und Ängsten konfrontiert. Bekomme ich einen Rückfall? Welche Folgen hat die Behandlung langfristig? Was kann ich selbst tun, um gesund zu bleiben? Wird ein Rückfall rechtzeitig entdeckt? Kann ich „normal“ weiterleben?

Die Nachsorge, zu der Sie während der ersten zwei Jahre einmal pro Quartal, später dann halbjährlich zu Ihrem Frauenarzt oder ins Brustzentrum kommen, dient dazu, Sie in dieser Zeit umfassend zu unterstützen. Das Konzept dieser intensivierten Betreuung, die insgesamt fünf Jahre dauert, hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Nachuntersuchung dient in erster Linie dazu, die Frau aufmerksam und individuell zu begleiten.

Der Schwerpunkt der Nachsorge besteht darin, Sie dabei zu unterstützen, mit dem Leben „nach Krebs“ zurecht zu kommen. Das Nachsorgeprogamm umfasst neben dem persönlichen Gespräch auch spezielle Untersuchungen zur Früherkennung eines Tumors in der gesunden Brust oder eines neuen in der bereits erkrankten (Lokalrediziv). Dazu werden Brust und Lymphbahnen sorgfältig abgetastet. Eine halbjährliche Ultraschalluntersuchung der Unterbauchorgane (bei endokriner Therapie) und eine Mammographie (einmal pro Jahr) vervollständigen das Untersuchungsprogramm. Blutuntersuchungen oder weitere technische Untersuchungen (z.B. Ultraschall der Leber, Röntgenuntersuchung der Lunge, Knochenszintigramm)  werden erst dann veranlasst, wenn die Frau über Beschwerden klagt, die den Verdacht darauf begründen, dass der Krebs bereits gestreut haben könnte (Metastasierung).

Die derzeitigen Nachsorgeleitlinien, die für Brustzentren, Onkologen und Gynäkologen bindend sind, sehen eine intensivierte Suche nach Fernmetastasen, also Metastasen in anderen Bereichen des Körpers, bei beschwerde- und symptomfreien Patientinnen nicht vor. Auch wenn viele Frauen glauben, dass dieses Nachsorgeprogramm zu lückenhaft ist und nicht ausreicht: Studien haben bislang noch keinen Überlebensvorteil für die intensivierte Nachsorge beweisen können.

Viele Wissenschaftler gehen jedoch zwischenzeitlich davon aus,  dass sich auf Grund der modernen und gezielten systemischen Medikamente und der Möglichkeiten der Metastasenchirurgie ein frühes Entdecken und Eingreifen in den sich anbahnenden Brustkrebs-Rückfall lohnt und mehr Lebensqualität und „Überlebensqualität“ bringen kann. Studien, die dies belegen, stehen aber weiterhin aus. Das Fehlen solcher Studien wird auch in der aktuellen Fassung der S3 Leitlinie kritisch angemahnt.

Frauen, deren Brustkrebs bereits in andere Organe gestreut hat – also zu einer chronischen Erkrankung geworden ist – wissen, dass eine Heilung in diesem Stadium nach heutigem Wissenstand nicht mehr möglich ist. Die Medizin verfügt aber viele Therapiemöglichkeiten, um die Krankheit zurückzudrängen oder zum Stillstand zu bringen und für die betroffenen Frauen eine längere Lebenszeit bei guter Lebensqualität zu erreichen.

Übrigens: Wenn Sie Veränderungen bemerken oder plötzlich Beschwerden auftreten, sollten Sie sich umgehend mit Ihrem Frauenarzt oder dem Brustzentrum in Verbindung setzen und nicht bis zum nächsten Nachsorgetermin warten, um diese abklären. Sie selbst sind die beste Expertin für Ihren Körper. (akk)