Strahlentherapie - Bringt eine Bestrahlung nach Brustentfernung doch Überlebensvorteile?

22. März 2014

Diese Frage untersuchten britische Wissenschaftler von der Universität Oxford in einer Lang-zeit-Metaanalyse auf Grundlage der Daten von 3.786 Frauen, die zwischen 1964 und 1982 an Brustkrebs erkrankt waren und an randomisierten klinischen Studien teilgenommen hatten.

Die Ergebnisse der Studie, die das Team von Dr. Paul Mc Gale kürzlich anlässlich der European Breast Cancer Conference in Glasgow vorstellte, zeigen: Auch Brustkrebspatientinnen, bei denen infolge der Tumorerkrankung die Brust komplett werden musste, profitieren von einer anschließenden Strahlentherapie. Allerdings nur dann, wenn bei der Erstdiagnose auch ein Befall der Lymphknoten festgestellt wurde.  Bei den Frauen, die nach der Operation bestrahlt wurden, sank die Rate der Lokalrezidive um 33 Prozent. Die Brustkrebssterblichkeit wurde ebenfalls durch die Strahlentherapie günstig beeinflusst: Sie ging um ein Fünftel zurück.

Der positive Effekt der Bestrahlung ließ dabei nach Auskunft von Studienleiter Dr. Paul Mc Gale unabhängig davon nachweisen, ob die Frauen sich einer Chemotherapie oder einer antihormonelle Behandlung unterzogen hatten. Bei Patientinnen ohne Lymphknotenbefall zeigte sich in der Studie kein positiver Effekt der anschließenden Bestrahlung.

Das Team der Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (EBCTCG) der Universität Ox-ford hatte vergleichsweise alte Daten ausgewertet, weil sich die Vorteile einer bestimmten Krebstherapie oft erst nach 10 oder 20 Jahren zeigen.  Derzeit werden nach den geltenden Behandlungsstandards nur Frauen bestrahlt, die brusterhaltend operiert wurden. Nach einer Komplettentfernung der Brust folgt eine Bestrahlung im Allgemeinen nur dann, wenn in der Achselhöhle vier oder mehr befallene Lymphknoten gefunden wurden. Nach den jetzt vorliegenden Resultaten der britischen Studie könnten auch Frauen langfristig von einer Strah-lentherapie profitieren, bei denen nur in ein bis drei Lymphknoten Krebszellen nachweisbar sind.

Ob eine Strahlenbehandlung auch unter den aktuellen Behandlungsbedingungen für die betroffenen Patientinnen vorteilhaft ist, werden weitere Untersuchungen zeigen müssen. Schließlich haben sich die medikamentösen Therapiemöglichkeiten durch die  Entwicklung neuer Arzneimittel in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Auch die Treffsicherheit der pathologischen Untersuchungen der Lymphknoten ist sehr viel besser als noch in den 80er Jahren. Last but not least verläuft eine Strahlenbehandlung heute unter ganz anderen Bedingungen als vor mehr als 30 Jahren. All dies kann Einfluss auf den Nutzen einer Strahlentherapie für die Patientin haben. Nach Einschätzung von Paul Mc Gale werden weitere 10 bis 20 Jahre ins Land gehen, bis man exakt weiß, ob Patientinnen auch nach Brustentfernung von einer Bestrahlung dauerhaft profitieren. (akk)

Literatur:  Paul Mc Gale et al.: Effect of radiotherapy after mastectomy and axillary surgery on 10-year recurrence and 20-year breast cancer mortality: meta-analysis of individual patient data for 8135 women in 22 randomised trials, Lancet (2014; doi: 10.1016/S0140-6736(14)60488-8)