Brustimplantate: Brustkrebsfrüherkennung ist schwieriger

6. August 2013

Brustvergrößerungen gehören zu den häufigsten kosmetischen Operationen. Nach Auskunft der Deutschen Gesellschaft für Plastische Chirurgie haben sich im Jahr 2012 allein in Deutschland 24.000  Frauen die Brust mit Implantaten auffüllen lassen. Einige Studien hatten bereits gezeigt, dass die Früherkennung von Brustkrebs mittels Mammographie bei solchen Frauen schwieriger ist. 

Denn das Füllmaterial der Implantate kann bei der Röntgenuntersuchung der Brust Strahlenschatten auf die Brustdrüse werfen. Außerdem kann die Brust nicht immer so stark zusammengedrückt werden, wie es für ein optimales Mammographieergebnis notwendig ist.Allerdings gab es bislang keine eindeutige Datenlage im Hinblick auf die Frage, ob Brustimplantate sich negativ auf die Früherkennung von Brustkrebs auswirken, weil bei Brustkrebs bei Implantatträgerinnen später erkannt wird und sich die Überlebenschancen dadurch verschlechtern.

Britische Wissenschaftler unter Leitung von Prof. Eric Levigne haben deshalb im Rahmen einer umfangreichen Literaturrecherche nochmals untersucht, ob es bei der Erstdiagnose von Brustkrebs Unterschiede in den Tumorstadien zwischen Frauen mit und ohne Brustimplantate gibt und ob die Überlebenszeiten beider Gruppen nach der Diagnose deutlich voneinander abweichen. Die Forscher überprüften dabei Studien mit Mammakarzinompatienten, die eine Brustvergrößerung mit Implantaten hatten vornehmen lassen. In die Metaanalyse zur Untersuchung der Stadienverteilung bei der Erstdiagnose „Mamma-Ca“ flossen insgesamt 12 Beobachtungsstudien ein.

Und das sind die Ergebnisse: Das Risiko, dass ein Brusttumor bei Erstdiagnose bereits weiter fortgeschritten ist, ist bei Implantatträgerinnen im Vergleich zu Brustkrebspatientinnen ohne Implantate um 26 Prozent erhöht. In einer zweiten Analyse, bei der es um die Frage der Überlebenszeit nach der Erstdiagnose ging, konnten die Wissenschaftler auf Grundlage von fünf Studien belegen, dass die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu versterben bei Patientinnen mit Implantaten umd 38 Prozent höher ist als bei erkrankten Frauen ohne Implantate.

Die Prof. Levine gibt jedoch einschränkend zu bedenken, dass es bei den geprüften Studien methodische Schwächen vorhanden waren. So wurden z.T. das Alter und der Zeitraum der nach der Diagnose nicht berücksichtigt. Bei den Studien, die in die Analyse der Brustkrebssterblichkeit einbezogen wurden, gab es keine Angaben zum Body-Mass-Index der Frauen.

Dennoch: Die jetzt vorliegenden Metaanalysen erhärten den Verdacht früherer Untersuchungen, dass Brustimplantate die Früherkennung von Brustkrebs erschweren und das Risiko erhöhen, an der Erkrankung zu versterben. Für die Direktorin der Radiologischen Unversitätsklinik der RWTH Aachen, Prof. Dr. Christiane Kuhl, ist dieses Ergebnis nicht überraschend. Sie erklärte gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt: „Jedem klinisch tätigen Radiologen ist bekannt, dass Implantate – vor allem die präpektoral inserierten  Silikonkissen – die Diagnose von Brustkrebs mittels Mammographie und auch Sonographie erschweren, manchmal sogar unmöglich machen. Es wäre unbedingt wünschenswert,wenn eine entsprechende Aufklärung vor kosmetischen Eingriffen zur Brustvergrößerung erfolgen würde.“ Nach Auskunft von Prof. Kuhl gelten die Einschränkungen in der Früherkennung vor allem für die Mammographie und weniger für den Brustultraschall.  Dagegen beeinträchtigen Brustimplantate die Untersuchungsergebnisse bei der Mamma-MRT überhaupt nicht.(akk)

Literatur: Lavigne E, Holowaty EJ, Pan SY, Villeneuve, J, et al.: Breast cancer detection and survival among women with cosmetic breast implants: systematic review and meta-analysis of observational studies. BMJ 2013; 346: f239