Oben ohne: Die Entscheidung zu leben

 

Rezension von Annette Kruse-Keirath

Ein spektakulärer Titel - eine professionelle Vermarktung, ein bewegendes und kontrovers zu diskutierendes Thema! Kann dabei ein lesenswertes Buch herauskommen? Die Antwort: Ja! Evelyn Heeg hat ein mutiges und ent-tabuisierendes Buch geschrieben - das provoziert, anrührt, ermutigt und manchmal auch desillusioniert, das aber in jedem Fall Mut macht zu einem selbstbestimmten Leben.

Das Buch erzählt zwei Geschichten: Die von Evelyn, die eine Entscheidung treffen muss, ob sie mit dem Risiko eines familiären Brustkrebsrisikos  - der "tickenden Zeitbombe" leben will - und die einer Familie, in der Brustkrebs stattfindet, aber tabuisiert wird.

Als Evelyn weiß, dass sie das vielleicht "tödliche Gen BRCA1" als Erblast in sich trägt, trifft sie eine mutige Entscheidung: Um zu leben, will sie auf ihre Brüste verzichten. Das stößt bei ihrer Umwelt manchmal auf Unverständnis. Viele bewundern aber den Mut zu dieser radikalen Entscheidung. Für Evelyn Heeg selbst ist die Operationsentscheidung mit einer ehrlichen Auseinandersetzung mit ihrer Familiengeschichte verbunden. Und zu Tage tritt das Leid und die Überforderung eines "verwaisten Kindes", das funktionieren muss, weil die Mutter plötzlich nicht mehr da ist. Danach steht für Evelyn fest: "Ich will leben - wenn es sein muss - ohne Brüste! Die Entscheidung zur Entfernung von noch gesunden Brüsten ist somit nur konsequent, wenngleich schmerzvoll. Nach der Brustentfernung liegt das Risiko für Brustkrebs nur noch bei einem Prozent, versichern die Ärzte. "Dass Krebs in meiner Familie endlich aufhört" ist das Anliegen von Evelyn Heeg. "Meine Mutter hatte keine Chance, ihn zu verhindern. Ich hatte diese Chance. Dafür bin ich sehr dankbar."

Evelyn Heeg, Oben ohne: Die Entscheidung zu leben, Krüger Verlag, Frankfurt, 14,95 Euro, ISBN-10: 3810509396, ISBN-13: 978-3810509390