Brustkrebs durch Stress - Gibt es einen Zusammenhang?

23. August 2015

Kann Stress Brustkrebs verursachen? Eine Antwort auf diese Frage versuchten Krebsforscher der schwedischen Universität in Lund zu finden. Und in der Tat: Sie konnten in ihrer Studie nachweisen: Frauen, bei denen der Spiegel des Anti-Stress-Hormons Enkephalin im Blut erniedrigt ist, haben ein erhöhtes Risiko,  an Brustkrebs zu erkranken.

Das Team unter Leitung von Prof. Olle Melander hatte im Verlauf der Untersuchung die Blutproben von 1900 Frauen im Durchschnittsalter von 57 Jahren  aus Malmö untersucht, die über 15 Jahre im Hinblick auf das Auftreten von Brustkrebs beobachtet wurden. Um Ergebnisse zu überprüfen, wurden in einer Kontrollgruppe die Blutproben von 1500 etwas älteren Frauen ausgewertet.

Bei beiden Gruppen zeigte sich: Je geringer die Menge des im Blut zirkulierenden Anti-Stress-Hormons Enkephalin war, desto höher Erkrankungsrisiko für die Frau. In der Malmö-Gruppe zeigte sich, dass das Risiko an Brustkrebs zu erkranken, bei den Frauen mit den niedrigsten Enkephalin-Werten dreimal so hoch war wie bei denjenigen mit den höchsten Hormonspiegel. Bei den Frauen in der Kontrollgruppe zeigte sich dieser Zusammenhang sogar noch deutlicher.

Nach Auskunft von Prof. Melander ließ sich  in der Studie der bisher stärkste Zusammenhang zwischen einem frei zirkulierenden Biomarker und dem Brustkrebsrisiko feststellen.  Die Studienergebnisse bestätigen damit die Resultate von Tierstudien, die gezeigt hatten, dass das Fehlen des Anti-Stress-Hormons das Brustkrebsrisiko erhöht. 

 Die schwedische Untersuchung bestätigt allerdings nur den statistischen Zusammenhang zwischen niedrigem Anti-Stress-Hormonspiegel und erhöhtem Brustkrebsrisiko. Die Ergebnisse belegen aber nicht, dass geringe Enkephalin-Spiegel die Tumorentwicklung begünstigen. Die schwedischen Wissenschaftler wollen jetzt in einer weiteren Studie unter-suchen, ob und wie sich die Enkephalin-Spiegel bei gesunden Frauen - etwa durch eine Veränderung des Lebensstil und Stressvermeidung beeinflussen lassen. Zudem wollen die Forscher prüfen, ob das Anti-Stress-Hormon die Erkrankungswahrscheinlichkeit auch bei anderen Krebserkrankungen erhöht. (akk)

Literatur: Melander O, Orho-Melander M, Manjer J et al. Stable Peptide of the Endogenous Opioid Enkephalin Precursor and Breast Cancer Risk. J Clin Oncol. doi: 10.1200/JCO.2014.59.7682 (2015);