Früherkennung bei Risikopatientinnen- MRT entdeckt Brustkrebs zuverlässiger als Mammographie und Ultraschall

22. April 2015

Frauen, die ein erhöhtes Risiko aufweisen, an Brustkrebs zu erkranken, profitieren von einer Mamma-MRT zur Brustkrebsfrüherkennung. Eine Forschungsgruppe der Medizinischen Universität in Wien konnte jetzt in einer Studie nachweisen: Durch Einsatz des MRT lassen sich bei diesen Frauen 90 Prozent aller Brustkrebse entdecken. Und zwar nicht nur invasive Karzinome, sondern auch Brustkrebsvorstufen und dies unabhängig vom genetischen Profil des  Tumors, der Brustdichte und dem Alter der Patientin.

 

Die Studiengruppe unter Leitung von Prof. Christopher Riedl und Prof. Thomas Helbig hatte im Rahme einer prospektiven Studie die Wirksamkeit verschiedener Untersuchungsmethoden bei Hochrisikopatientinnen untersucht. Eingeschlossen in die Studie waren insgesamt 559 Frauen im Alter von 22 bis 83 Jahren, deren Lebenszeitrisiko für eine Brustkrebserkrankung höher als 20 Prozent war. 156 Frauen gehörten zur Risikogruppe der BRCA1/2 Genmutationsträgerinnen. Allen Studienteilnehmerinnen wurde zur Früherkennung einmal pro Jahr eine Mammographie, ein Brustultraschall und eine Kernspinuntersuchung der Brust angeboten. Der Abstand zwischen den drei unterschiedlichen Untersuchungen betrug maximal einen Monat.  Sofern sich bei einer der drei Diagnostikmethoden ein verdächtiger Befund zeigte, erfolgte eine Gewebsentnahme. Insgesamt wurden 1.365 komplette Diagnostikrunden durchgeführt.

Die Untersuchungen zeigten folgende Ergebnisse: Bei 204 Frauen - das sind 15 Prozent der Teilnehmerinnen - zeigte sich ein abklärungsbedürftiger Befund. In 38 Fällen bestätigten die pathologischen Untersuchungen die Diagnose "Brustkrebs". Bei den anderen  Frauen entdeckten die Ärzte zusätzlich ein Intervallkarzinom und einen weiteren bösartigen Brusttumor.  

Die höchste Trefferquote (Sensitivität) wies dabei die Mamma-MRT auf. 90 Prozent der Tumore wurden mit dieser Methode entdeckt. Mittels Mammographie und Brustultraschall ließen sich nur 37, 5 Prozent der Brustkrebse aufspüren. Wurde die Kernspinuntersuchung mit einer Mammographie kombiniert,  stieg die Entdeckungsrate um 5 Prozent an. Setzten die Ärzte allerdings zur weiteren Abklärung eines MRT Befundes zusätzlich den Brustultraschall ein,  führte dies zu keiner Verbesserung des Ergebnisses.   

Und noch ein Ergebnis ist wichtig:  Nur durch eine Ultraschalluntersuchung wurde keiner der Brusttumore entdeckt und bei lediglich zwei Tumoren führte allein die Mammographie zum Befund. Die Mamma-MRT allein entdeckte aber 18 von 40 Brustkrebsen.  Auch beim Aufspüren von Krebsvorstufen zeigte sich das Kernspin den anderen Untersuchungsmethoden überlegen.  Insgesamt wurden im Rahmen der Studie bei 14 von 40 Krebserkrankungen Krebsvorstufen, sogenannte DCIS (duktale Karzinome in situ) diagnostikziert - alle waren im MRT sichtbar. In der Mammographie und beim Ultraschall dagegen nur jeweils fünf. Kombinierte man die Röntgenuntersuchung mit der Sonographie, stieg die Entdeckungsrate auf 7 DCIS an, die übrigen Krebsvorstufen zeigten sich aber nur im Kernspin.  

Die Wiener Studiengruppe stellte aber auch fest, dass die Rate der falsch-positiven Befunde (Spezifität) bei der Früherkennung mit MRT deutlich über der von Mammographie und Ultraschall liegt.  Im Rahmen der Studie erwiesen sich 166 der auffälligen Befunde letztendlich als "falsch positiv".  88,6 Prozent der Frauen, bei denen eine Gewebsentnahme notwendig wurde, waren durch verdächtige MRT-Befunde aufgefallen. Die MRT hatte also häufig sehr früh Alarmzeichen gegeben. Nur bei 22,9 Prozent war die Mammographie und bei 24,7 Prozent der Ultraschallbefund für die Abklärungsdiagnostik ausschlaggebend. Dabei zeigte sich auch, dass es sich bei den Verdachtsfällen, die bei der pathologischen Gewebeuntersuchung nicht bestätigt wurden, vor allem um atypische Zellveränderungen in den Milchgängen handelte (ductale Hyperplasien).  Nach Einschätzung der Wiener Studiengruppe deuten die von ihnen durchgeführten Subanalysen darauf hin, dass die geringe Spezifität der MRT (nur 88,9 Prozent im Vergleich zu 97,1 bei der Mammographie und 96,9 Prozent beim Ultraschall) vor allem jungen bei Patientinnen und Frauen ohne BRCA Mutation von Bedeutung ist.

Prof. Riedl und Prof. Helbich sind aufgrund dieser Resultate davon überzeugt, dass die MRT in der Früherkennung von Brustkrebs bei Hochrisikopatientinnen die Methode der Wahl ist. Nach Einschätzung von Prof. Helbich hat die Studie gezeigt, dass die MRT - unabhängig von Alter, Genmutationsstatus und Brustdichte - Mammographie und Brustultraschall überlegen ist. Die jährliche MRT-Untersuchung ist, so Prof. Helbich, für Hochrisiko-Patientinnen bei familiären Brustkrebs die einzige Alternative zur präventiven Entfernung von Brust und Eierstöcken.  Eine Röntgenuntersuchung der Brust, wie sie in den aktuellen Leitlinien vorgesehen ist, sollte dagegen individuell abgewogen werden. Denn durch die Röntgenstrahlen könnten gerade bei Trägerinnen der Genmutation vielleicht unerwünschte Prozesse in Gang gesetzt werden.  Der Brustultraschall sollte, so die Wiener Ärzte, nur dann eingesetzt werden, wenn ein MRT nicht möglich ist  oder eine Kontraindikation hierfür besteht. Die Mamma-MRT sollte nach Auffassung der österreichischen Brustkrebsexperten zudem vermehrt in der Brustkrebsfrüherkennung eingesetzt werden, da sich durch Mammographie und Ultraschall nicht alle Brustkrebse und Vorstufen erkennen lassen. (akk)

 Literatur: Riedl CC et al. Triple-Modality Screening Trial for Familial Breast Cancer Underlines the Importance of Magnetic Resonance Imaging and Questions the Role of Mammography and Ultrasound Regardless of Patient Mutation Status, Age, and Breast Density. JCO 2015; 33: 1128–1135. doi: 10.1200/JCO.2014.56.86